Kopfüber

Das deutsche Filmdrama „Kopfüber“ aus dem Jahre 2013 spricht kritisch über die Krankheit ADHS. Die Kinopremiere fand am 30. Oktober 2013 in Weimar statt. Danach dauerte es eine Woche, bis der Film in allen deutschen Kinos lief.

Kopfüber
Dauer: 90 Min.
Jahr:
Regie: Bernd Sahling
Hauptdarsteller: Marcel Hoffmann, Frieda-Anna Lehmann, Inka Friedrich
Nebendarsteller: Claudius von Stolzmann, Benjamin Seidel, Jolina Simpson, Antje Widdra
Sprachen: Deutsch

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Sascha ist ein auffälliges Kind und hat aufgrund seiner Verhaltensweise keine Freunde in der Schule, bis auf Elli. Seine Mama hat es nicht leicht als alleinerziehende Mutter mit drei Kindern. Mit zehn Jahren fällt es ihm schwer, leichte Texte zu lesen. Der Betreuer muss nach einiger Zeit feststellen, dass es sich um ein Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung/ADHS handelt. Damit fängt ein Leben mit Medikamenten an, die den jungen Menschen gründlich verändern. Ist das die Lösung, für Menschen mit dieser Krankheit?

Besetzung, Regie und Drehorte

Der deutsche Regisseur Bernd Sahling brachte das Drama „Kopfüber“ mit seinen 93 Minuten Laufzeit in die Kinos. Zusammen mit Anja Tuckermann schrieb er auch das Drehbuch und konstruierte damit eine Geschichte, wie es das Leben schreibt. Es dient als Anknüpfung an seinen Debütfilm „Blindgänger“. Kamerafrau Anne Misselwitz holte einige Darsteller und Darstellerinnen vor die Kamera. In der Hauptrolle Marcel Hoffmann, der den zehnjährigen Sascha mit dem AHDS-Syndrom spielt. Frieda-Anna Lehmann, Claudius von Stolzmann, Inka Friedrich und Benjamin Seidel die in weiteren Rollen zu sehen waren. Gerne wird die Verfilmung von Schulklassen geschaut, die etwas lernen wollen über die Themen: Freundschaft, Konflikt/Konfliktbewältigung, Familie und Identität. Die Altersfreigabe liegt bei sechs Jahren und für den Unterricht wird das Drama ab der fünften Klasse empfohlen.

Den einzelnen Charakteren wird sehr nahe gerückt, wodurch die Zuschauer Begleiter des täglichen Lebens werden. Sahling schöpft aus seinen eigenen Erfahrungswerten seiner Arbeit, denn in den 90er Jahren arbeitete er als Familienhelfer. Im Grunde genommen ist das Drama eine Wiedergabe von Erlebnissen mit einer sehr authentischen Perspektive.

Handlung & Inhalt vom Film „Kopfüber“

Die Mutter und die drei Kinder leben in einer Plattenbau-Siedlung am Jenaer Stadtrand. Sascha ist aufgeweckte und bastelt gerne in seiner Werkstatt an seinem Fahrrad herum. Dazu kommen noch zwei ältere Geschwister. Seine Freundin Elli unterstützt ihn, wo es nur geht. Zusammen unternehmen sie ausgedehnte Fahrradtouren. Die gesammelten Geräusche der Touren werden später am Computer zu Toncollagen verarbeitet. Diese Arbeit wird mit viel Eifer und Ehrgeiz durchgeführt.

Leider lassen seine schulischen Leistungen zu wünschen übrig. Schließlich muss Sascha auf eine Förderschule, denn mit zehn Jahren kann er immer noch nicht lesen und schreiben. Nach einiger Zeit kommen allerdings seine schlechten Sozialkompetenzen hinzu. Wutausbrüche, Streitereien und stehlen sind an der Tagesordnung. Mit der Verhaltensweise legt er sich oft selbst Steine in den Weg. Helfen würde wahrscheinlich die Liebe und Aufmerksamkeit seiner Mutter. Diese ist jedoch völlig beschäftigt. Als er dann noch des Diebstahles überführt wird, plädiert die Mutter auf einen Erziehungsbeistand. Damals, als Mama krank war, hat auch das Jugendamt geholfen. Die drei Kinder verbrachten mehrere Wochen im Heim.

Frank hat den Verdacht, dass es sich bei Sascha um eine Ausprägung der ADHS-Krankheit handelt. Er braucht lange, um an den Jungen heranzukommen und sein Vertrauen zu gewinnen. Sascha sieht Frank lieber als Bodyguard und nicht als Erziehungshilfe. Nach einigen Arztbesuchen bestätigt sich die Theorie. Als Folge davon befindet sich der Junge in medizinischer Behandlung.

Die Lösung, gemäß dem Arzt, sind starke Medikamente und regelmäßige Therapiegespräche. Sein Sozialverhalten und auch seine schulischen Leistungen bessern sich. Es findet eine starke Fokussierung statt. Leider haben die Arzneimittel auch einige Nebenwirkungen und sein Charakter verändert sich sehr. Die Impulsivität und Aggressionen weichen einer Lethargie. Elli bemängelt, dass er kaum noch wiederzuerkennen ist. Lachen scheint er nicht mehr zu können. Ständig sitzt er zu Hause und möchte schlafen. Früher waren lange Fahrradtouren angesagt, die nun alle ausfallen. Frank tritt aufgrund der Besserung im Sozialverhalten wieder in den Hintergrund. Das Jugendamt sieht seine Arbeit in der Familie nicht mehr als wichtig an. Daraufhin setzt Sascha die Medizin wieder ab, aber sein Martyrium scheint von vorne zu beginnen.

Es wirkt wie ein dokumentarischer Film, mit Sichtweise auf den kranken Jungen. Im Gegensatz zu sonstigen Berichten wird die Krankheit aus Sicht des Kindes gezeigt. Die Botschaft des Films ist: Akzeptanz und Interesse im Leben ist wichtiger als eine medizinische Diagnose.

Fazit & Kritiken zum Film „Kopfüber“

Sahling hat es geschafft, den Mikrokosmos eines Jungen zu zeigen, der an einer unangenehmen Krankheit leidet. Eigentlich sehnt er sich nach Aufmerksamkeit und Nähe, doch die kann er von seiner Mutter nicht bekommen. Der Zuschauer versinkt tief in die Geschehnisse, so dass er dem Jungen gerne selbst helfen möchte. Den Erfahrungsschatz zieht der Regisseur aus seiner Zeit, in der er nebenberuflich für das Potsdamer Jugendamt arbeitete.

Kopfüber“ ist ein Kinderdrama, welches durch eine ruhige Erzählweise und dokumentarische Bilder auffällt. Die mütterliche Hilflosigkeit wird greifbar und gleichzeitig wird klar, dass Sascha sich nur nach Nestwärme sehnt. Die jungen Darsteller, die fast alle eine große Rolle spielen, machen ihre Arbeit gut. Die eigentliche Geschichte verschwimmt leider ein wenig, wichtige Dinge wirken zu oberflächlich. Für eine Aufklärung der Krankheit wäre eine gute Beleuchtung der Medikamente sinnvoll gewesen. Jegliche drastischen Nebenwirkungen entschwinden dem Sichtfeld des Publikums. Die gesellschaftliche Relevanz des Themas ist immer größer geworden im Laufe der Zeit. Es ist trotz der kleinen Mängel ein sehenswerter Kinderfilm geworden, der offen über das Thema ADHS redet.

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